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Folsäure in der Schwangerschaft

Die Schwangerschaft ist eine Zeit voller Erwartungen und Freude, aber auch eine Zeit, in der die Gesundheit von Mutter und Kind besonders im Fokus steht.

Einer der kritischen Nährstoffe, der in dieser entscheidenden Lebensphase unerlässlich ist, ist Folsäure. Die ausreichende Versorgung mit Folsäure in der Schwangerschaft ist elementar für eine gesunde Entwicklung des Ungeborenen, und ein Mangel daran kann schwerwiegende Konsequenzen haben.
Folsäuremangel ist nicht leicht zu entdecken. Seine Symptome sind oft subtil, aber die Auswirkungen können fürs Leben sein. Schwangere Frauen stehen daher vor der wichtigen Aufgabe, ihre Versorgung mit diesem Nährstoff sicherzustellen, um Risiken zu minimieren.
Hier finden Sie die Empfehlungen des BLV zum Nährstoffbedarf.
Im folgenden Artikel zeigen wir Ihnen die Bedeutung von Folsäure in der Schwangerschaft, die potenziellen Gefahren eines Mangels und die Möglichkeiten zur gezielten Vorbeugung auf.

  1. Was ist Folsäure
  2. Warum ist Folsäure in der Schwangerschaft wichtig?
  3. Folsäuremangel und seine Auswirkungen auf das Kind
  4. Langzeitfolgen von Folsäuremangel während der Schwangerschaft
  5. Symptome und Risiken von Folsäuremangel
  6. Folsäuremangel erkennen und beheben
  7. Ab wann Folsäure einnehmen
  8. Wie viel Folsäure während der Schwangerschaft einnehmen
  9. Mögliche Nebenwirkungen und Kontraindikationen von Folsäure
  10. Natürliche Quellen: Folsäure in Lebensmitteln
  11. Fazit

1. Was ist Folsäure

Folsäure ist ein essenzieller Mikronährstoff, der zur Gruppe der B-Vitamine gehört. Sie ist auch bekannt als Vitamin B9.

Folsäure ist in unserem täglichen Ernährungsbedarf unerlässlich, da sie eine Schlüsselrolle in einer Vielzahl von Stoffwechsel- und Wachstumsprozessen spielt.

Ein bemerkenswertes Merkmal der Folsäure ist ihre hohe Bioverfügbarkeit, die nahezu 100 Prozent beträgt. Das bedeutet, dass der Körper fast die gesamte Menge an Folsäure, die wir aufnehmen, nutzen kann.

Zusätzlich zur Unterstützung des Stoffwechsels trägt Folsäure zur Blutbildung bei – ein fundamentaler Prozess für die Gesundheit und Funktion des Körpers.

Der Name «Folsäure» leitet sich vom lateinischen Wort «folium» (Blatt) ab. Diese Bezeichnung ist wahrscheinlich eine Anspielung auf die Entdeckungsgeschichte von Vitamin B9, das 1941 erstmals aus Spinatblättern isoliert wurde.

Tipp: Folsäure ist ein notwendiger und gut verfügbarer Nährstoff, dessen ausreichende Aufnahme für die allgemeine Gesundheit, insbesondere während kritischer Lebensphasen wie der Schwangerschaft, entscheidend ist.

2. Warum ist Folsäure in der Schwangerschaft wichtig?

Die Wichtigkeit von Folsäure geht weit über die das Wohlbefinden und die allgemeine Gesundheit hinaus, besonders wenn es um die Schwangerschaft geht. Folsäuremangel kann in der Schwangerschaft ernsthafte gesundheitliche Folgen für das Baby haben.
In Industrieländern ist ein Folsäuremangel ein weit verbreitetes Problem. Experten empfehlen die tägliche Aufnahme von300- 400 Mikrogramm Folsäure. Der Bedarf an diesem Nährstoff steigt jedoch während der Schwangerschaft um zusätzliche 400ug täglich. Dies macht die ohnehin schon herausfordernde Aufgabe, genügend Folsäure durch die Ernährung zu sich zu nehmen, noch schwieriger.
Folsäure unterstützt das gesunde Wachstum des Kindes im Mutterleib und hilft, ernsthafte Komplikationen zu vermeiden.
Die sorgfältige Planung der Folsäureaufnahme, sowohl durch die Ernährung als auch durch Supplementierung mit einer Tablette, ist ein Schlüsselelement für die Gesundheit von Mutter und Kind.

3. Folsäuremangel und seine Auswirkungen auf das Kind

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen Folsäuremangel und ernsten gesundheitlichen Problemen beim Ungeborenen.

Zu wenig Folsäure während der kritischen Phasen der Entwicklung vor oder während der Schwangerschaft kann die Zellbildung und die Bildung von Blut und DNA stören. Dies erhöht das Risiko für Fehlgeburten und die Wahrscheinlichkeit für Fehlbildungen.

Besonders schwerwiegend sind Neuralrohrdefekte, bekannt als «offener Rücken» (Spina bifida). Zu Beginn der Schwangerschaft, bereits um den 18. Tag nach der Befruchtung, bildet sich auf der Rückseite des Embryos die Neuralplatte- das Gewebe, aus dem sich später das Nervensystem entwickelt. Daraus entsteht ein Rohr, welches sich im Normalfall am 24/25.Tag komplett schliesst. Wenn der Verschluss unvollständig bleibt, kommt das Kind mit einer Spina bifida (Neuralrohrdefekt) am Rücken zur Welt. Trotz sofortiger Operation nach der Geburt, bleiben Kinder unterhalb dieses Defekts mehrheitlich gelähmt.

Diese Defekte entwickeln sich in den frühen Stadien der Schwangerschaft, oft, bevor eine Frau überhaupt weiss, dass sie schwanger ist. Deshalb sind die ersten Schwangerschaftswochen bei der Einnahme von Folsäure enorm wichtig.

Ebenso ernst ist die mögliche Entwicklung einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte, eine Fehlbildung, die zahlreiche komplexe und kostspielige Behandlungen erfordert.

Folsäuremangel vor und während der Schwangerschaft erhöht das Risiko für:

  • Fehlgeburten
  • Offener Rücken (Spina bifida)
  • Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte
  • Angeborener Herzfehler
  • Fehlbildungen der Harnwege
Diese Fehlbildungen können mir einer Folsäureprophylaxe möglicherweise verhindert werden.

Frauen, die eine Schwangerschaft planen, wird empfohlen, bereits vor der Empfängnis auf ihre Folsäureaufnahme zu achten, und die Einnahme während und nach der Schwangerschaft fortzusetzen.

4. Langzeitfolgen von Folsäuremangel während der Schwangerschaft

Ein Folsäuremangel während der Schwangerschaft kann weitreichende Langzeitfolgen haben, sowohl für die Mutter als auch für das Kind. Dieser Aspekt des Folsäuremangels verdient besondere Aufmerksamkeit, da er die Grundlage für das Leben und die Entwicklung des Kindes beeinflussen kann.

Langzeitfolgen von Folsäuremangel für das Kind

Die durch Folsäuremangel schwere Fehlbildungen beim Ungeborenen, wie die oben erwähnten Neuralrohrdefekte, können das Kind das ganze Leben lang beeinträchtigen. Kinder mit Neuralrohrdefekt sind ein Leben lang auf den Rollstuhl angewiesen.

Die Langzeitfolgen von Folsäuremangel während der Schwangerschaft gehen aber über physische Defekte hinaus.

Es gibt Hinweise darauf, dass ein Folsäuremangel auch das Risiko für kognitive und verhaltensbedingte Probleme beim Kind erhöhen könnte. Forschungen in diesem Bereich sind noch im Gange, aber die Anzeichen deuten darauf hin, dass ein Folsäuremangel während der Schwangerschaft später im Leben des Kindes zu Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten führen könnte.

Langzeitfolgen von Folsäuremangel für die Mutter

Für die Mutter kann ein Folsäuremangel ebenfalls ernsthafte Langzeitfolgen haben. Da Folsäure an der Bildung von Blutkörperchen beteiligt ist, könnte ein Mangel während der Schwangerschaft die Gesundheit der Mutter beeinträchtigen und sie anfälliger für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt machen.
Die Symptome eines Folsäuremangels werden oft übersehen. Daher sind eine aufmerksame Beobachtung und möglicherweise eine Beratung mit einem Arzt oder einer Ärztin während der Schwangerschaft unerlässlich.
Im nächsten Abschnitt erfahren Sie, auf welche Zeichen Sie achten sollten.

5. Symptome und Risiken von Folsäuremangel

Folsäuremangel bleibt aufgrund seiner unspezifischen Symptome oft unerkannt. Früherkennung und das Verständnis der Symptome sind deshalb von entscheidender Bedeutung, um rechtzeitig Gegenmassnahmen zu ergreifen.

Die Symptome eines Folsäuremangels können vielfältig und schwer zuzuordnen sein.

Zu den frühen Anzeichen von Folsäuremangel gehören:

  • Gefühle der Erschöpfung
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Reizbarkeit
Da Folsäure eine wichtige Rolle bei der Bildung von Blutkörperchen spielt, kann ein Mangel an diesem Nährstoff zu Symptomen führen, die denen einer Blutarmut ähneln:
  • Blässe
  • Müdigkeit
In schwereren Fällen kann ein Mangel an Folsäure folgenden Symptomen führen:
  • Herzrhythmusstörungen
  • Atemnot, da der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird
  • Depressionen
Neben den allgemeinen Symptomen kann ein Folsäuremangel auch spezifische physische Auswirkungen haben:
  • Verletzungen an den Schleimhäuten heilen langsamer
  • Entzündungen an der Zunge
  • Durchfall
  • Gewichtsverlust

6. Folsäuremangel erkennen und beheben

Während die Symptome für Laien meist schwer zu erkennen sind, kann ein Arzt durch Blutuntersuchungen und das Erfragen der Ernährungsgewohnheiten feststellen, ob ein Risiko für Folsäuremangel besteht. Zudem kann er so bestimmen, wie hoch die Dosis bei den Folsäure-Tabletten sein sollte, damit Mutter und Kind gesund bleiben.

Die Risiken eines Folsäuremangels lassen sich durch zwei Faktoren minimieren:

1. eine gesunde Ernährung
2. durch die Einnahme von Folsäuretabletten

In der Blutuntersuchung wird unter anderem untersucht, ob die roten Blutkörperchen vergrössert sind. Dies ist dies ein wichtiger Hinweis auf Folsäuremangel. Auch ein niedriger Folsäurespiegel in einer Blutprobe weist auf einen Mangel hin.

Jedoch kann auch Vitamin-B12-Mangel zu grossen roten Blutkörperchen führen. Daher ist es wichtig zu überprüfen, ob auch ein B12-Mangel vorliegt, damit dieser allenfalls mitbehandelt werden kann.

Wichtig zu wissen: Durch die Einnahme von Folsäure-Tabletten vor und während der Schwangerschaft, lässt sich das Risiko von Neuralrohrdefekten reduzieren.

7. Ab wann Folsäure einnehmen

Je höher der Folsäuregehalt im Blut der Mutter ist, desto tiefer ist das Risiko für eine Fehlbildung. Es empfiehlt sich also eine Folsäure Einnahme schon vor der Befruchtung.

Am besten starten Sie nach Absetzen der Pille oder sobald Sie den Kinderwunsch umsetzen wollen.

Idealerweise sollte jede Frau mit Kinderwunsch 3 Monate vor der Schwangerschaft mit der Folsäure-Prophylaxe beginnen. Empfohlen werden 400µg zusätzliche Folsäure pro Tag, in Form von Tabletten, bis zur 12. Schwangerschaftswoche.

All diese Erkenntnisse stammen aus Studien mit Frauen und Schwangeren, welche vor der Jahrtausendwende in Europa und China durchgeführt wurden.

8. Wie viel Folsäure während der Schwangerschaft einnehmen

Experten empfehlen, zusätzlich zur ausgewogenen Ernährung, während der Schwangerschaft gezielt Folsäurepräparate einzunehmen. Der gesamte Tagesbedarf für Schwangere beträgt in der Regel etwa 550 Mikrogramm, wobei 400 Mikrogramm davon oft in Form von Tabletten eingenommen werden.
Multivitaminpräparate, die speziell für Schwangere entwickelt wurden, enthalten oft auch andere wichtige Nährstoffe wie Eisen und können eine gute Wahl sein.

9. Mögliche Nebenwirkungen und Kontraindikationen von Folsäure

Eine Überdosierung von Folsäure ist selten, aber möglich. Daher ist die Rücksprache mit einem Arzt vor der Einnahme von Folsäure-Tabletten entscheidend.

Symptome einer Überdosierung können beispielsweise Störungen des Magen-Darm-Trakts sein.

Wechselwirkungen von Folsäure mit anderen Medikamenten

Wer regelmässig bestimmte Medikamente einnimmt, sollte beim Arzt oder der Ärztin nachfragen, ob es zu Wechselwirkungen mit Folsäure-Tabletten kommen kann. Dies gilt insbesondere für Medikamente gegen bestimmte Krankheiten wie Malaria, Infektionen, Epilepsie oder einige Krebsarten.

10. Natürliche Quellen: Folsäure in Lebensmitteln

Folsäure ist ein zentraler Bestandteil einer gesunden Ernährung. Da der menschliche Körper Folsäure nicht selbst produzieren kann, ist es wichtig, sie durch unsere Nahrung oder gegebenenfalls durch Nahrungsergänzungsmittel aufzunehmen.

Es gibt eine Vielzahl von Lebensmitteln, die viel Folsäure enthalten, darunter sind:

  • Grünes Blattgemüse wie Spinat, Endivien, Nüsslisalat
  • Bestimmte Gemüsesorten wie Rosenkohl, Gurken, Fenchel, Tomaten, Spargel
  • Weizenkeime und Sojasprossen
  • Weisse Bohnen, Linsen
  • Haselnüsse
  • Leber
Die Tagesdosis von 400 Mikrogramm Folsäure ist enthalten in:
Weizenkeime 114 g
Sojabohnen* 178 g
Weisse Bohnen* 180 g
Nüsslisalat 250 g
Kalbsleber* 333 g
Spinat* 317 g
Rosenkohl* 409 g
Broccoli* 491 g
Erdbeeren 645 g
Blumenkohl* 651 g
Vollkornbrot 889 g
Tomaten 1.667 g
Kartoffeln* 1.929 g
Äpfel 3.077 g
* entspricht dem Gehalt im gekochten Produkt = Rohprodukt minus 50% Kochverlust
Quelle: Schweizer Nährwertdaten V2.01, ETH Zürich & Bundesamt für Gesundheit.

Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung mit einem hohen Anteil an Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten ist wichtig, um einen Mangel an Folsäure und seine möglichen gesundheitlichen Auswirkungen zu vermeiden. Leider ist diese Art von Ernährung in vielen Industrieländern nicht so verbreitet wie sie sein sollte, was zu einem weit verbreiteten Folsäuremangel führt.

Obwohl es zahlreiche Lebensmittel gibt, die Folsäure enthalten, ist es für manche Menschen notwendig, ihre Aufnahme durch Nahrungsergänzungsmittel zu ergänzen. Unabhängig von der Methode ist es entscheidend, eine ausreichende Zufuhr von Folsäure sicherzustellen, um die vielen wichtigen Funktionen, die sie im Körper erfüllt, zu unterstützen.

11. Fazit

Folsäure ist ein unverzichtbarer Nährstoff, besonders in der Schwangerschaft, wo der Bedarf erheblich steigt. Eine ausreichende Versorgung mit Folsäure ist entscheidend, da ein Mangel ernsthafte Gesundheitsprobleme verursachen kann.

Trotz der Verfügbarkeit von Folsäure in zahlreichen Lebensmitteln wie Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten erreichen viele Menschen, einschliesslich Schwangere, häufig nicht die empfohlene Tagesdosis.

In der heutigen Ernährungsweise in Industrieländern, wo eine ausgewogene Ernährung oft vernachlässigt wird, ist Folsäuremangel ein weit verbreitetes Problem.
Nahrungsergänzungsmittel können eine Lösung bieten, sollten jedoch in Absprache mit einem Arzt eingenommen werden, um mögliche Wechselwirkungen zu vermeiden.

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